Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia)
Die aus den östlichen USA stammende Gewöhnliche Robinie wurde vermutlich erstmals 1601 durch Jean Robin, dem Hofgärtner der französischen Könige, nach Frankreich eingeführt. Nach Robin wurde auch die Gattung benannt. Der erste belegte Nachweis aus England stammt von 1634, im Jahr 1670 wurde sie im Berliner Lustgarten gepflanzt. Am Naturstandort wächst sie als Pionierpflanze in Laubmischwäldern.
Die auch als Scheinakazie oder Falsche Akazie bezeichnete Baumart ist ein sommergrünes Laubgehölz mit gefiederten Blättern, Dornen und einer tiefgefurchten, graubraunen Rinde. Sie gehört zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler und zählt mit ihren üppig duftenden, im Frühsommer erscheinenden traubenförmig hängenden, weißen Blüten zu den wertvollen Bienenweidepflanzen.
Das extrem harte und witterungsbeständige Holz eignet sich für vielfältige Verwendungen im Außenbereich. Dort wird es häufig unbehandelt im Zaun-, Gartenmöbel- und Terrassenbau eingesetzt. Obwohl es deutlich haltbarer als Eichen- oder Edel-Kastanienholz ist, wird es nur ungern für Weidepfähle verwendet. Die Rinde ist wie fast alle Pflanzenteile des Baumes besonders für Pferde stark giftig und in das harte Holz lassen sich Nägel oder Krampen nur sehr schwer einschlagen.
In Europa wurde die Gewöhnliche Robinie zunächst als Ziergehölz in Parkanlagen und Botanischen Gärten gepflanzt. Bereits am Anfang des 18. Jahrhunderts wurde sie aufgrund der guten Holzeigenschaften in der Forstwirtschaft eingesetzt. Da die anspruchslose Robinie mit trockenen und sandigen Grenzstandorten zurechtkommt, galt sie als willkommene Ergänzung zu den heimischen Baumarten. Sie kann sich durch unterirdische Wurzelbrut und auch über Stockausschläge vegetativ vermehren.
Als Pionierbaumart breitet sie sich insbesondere auf schlechten Standorten invasiv aus und verdrängt die heimische Flora. So ist sie fähig, Abraumhalden, Brachflächen an Bahndämmen, Schutthaufen und auch Kalktrockenstandorte zu besiedeln. Auf den Trümmerschuttflächen des zweiten Weltkrieges eroberte sie in vielen Großstädten große Brachflächen. Die Gewöhnliche Robinie ist als Schmetterlingsblütler in der Lage, mit ihren Wurzelknöllchenbakterien Luftstickstoff binden. Dieses führt dazu, dass der Nährstoffhaushalt in seltenen, kalkreichen Biotopen verändert wird. Ich persönlich betrachte die Eignung der gewöhnlichen Robinie als Baumart in der Forstwirtschaft als sehr problematisch. Standorte, die die Robinie einmal erobert hat, gibt sie so leicht nicht mehr her. Sie ist deutlich schwieriger zu beseitigen als die Späte Traubenkirsche. Mit ihren Wurzelschösslingen wandert sie auch gerne über weite Strecken in die nächste Kulturfläche und überwuchert dort die gepflanzten Jungbäume. Die Stockausschläge der zweiten Generation brechen im Gegensatz zu denen anderer Baumarten wie der Eiche oder der Edel-Kastanie schon bei normalen Winterstürmen aus dem Mutterstock aus.
Kaum eine Baumart wird Europa derart kontrovers diskutiert. Für den einen zählt die Gewöhnliche Robinie als invasiver Neophyt, für den anderen als Hoffnungsträger unter Berücksichtigung der klimatischen Veränderungen. Für das Jahr 2020 wurde sie von der Dr.-Silvius-Wodarz-Stiftung zum Baum des Jahres gewählt.

Bildquelle: Christoph Michels, Dipl. Forstwirt