Die Gewöhnliche Esche ist eine in Europa heimische Baumart, die nach Verdrängung durch die Kaltzeiten des Quartärs vor etwa 9000 Jahren wieder nach Mitteleuropa zurückkehrte. Sie hat entweder in Auwäldern und Feuchtböden entlang von Flusstälern oder auf trockenwarmen Kalkstandorten Fuß fassen können. Von der Jungsteinzeit bis in das frühe 20. Jahrhundert wurde ihr Laub geschneitelt, getrocknet und als Viehfutter verwendet. Häufig wurden die Futterbäume für diese Nutzung gezielt angepflanzt und zur Vereinfachung der Schnittarbeiten zu Kopfbäumen gekappt.
Die dunkelgrünen, gefiederten Blätter treiben etwas später als die der meisten anderen Laubbäume aus, im Herbst verfärbt sich das Laub unscheinbar gelblich oder fällt sogar noch grün vom Baum. Die tiefwurzelnde Baumart gehört zu den wichtigsten Laubnutzhölzern Mitteleuropas. Ihr in der Regel helles Holz weist eine hohe Festigkeit auf und ist dennoch elastisch. Es wird daher für die Fertigung von Werkzeugstielen und Sportgeräten, aber auch für den Möbel- und Treppenbau sowie Parkettböden verwendet. Bereits unsere Vorfahren machten sich diese Eigenschaften zu Nutze und fertigten aus dem Eschenholz Axtstiele, Radspeichen, Heugabeln, Speere und Lanzen.
In der germanischen Mythologie stellt die Esche Yggdrasil als Weltenbaum das Zentrum des Universums dar. Sie verbindet mit Ihren Wurzeln die Unterwelt, mit dem Stamm die Erde und mit der Krone die Welt der Götter.
Seit dem Anfang der 1990er Jahre bedroht ein vermutlich aus Asien eingeschleppter Pilz die Eschen Mitteleuropas. Das sogenannte Eschentriebsterben wird durch den Schlauchpilz „Falsches Weißes Stängelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus) verursacht. 1992 wurde er erstmals in Polen und 2007 in Deutschland nachgewiesen. Inzwischen hat sich die Krankheit über ganz Europa ausgebreitet. Die Symptome treten an Blättern, Trieben, Ästen, an der Rinde und im Holz auf. Jungbäume sterben relativ schnell ab, an Altbäumen zieht sich der Krankheitsprozess oft über viele Jahre hin. Mit dem Ausbruch der Krankheit verändert sich das Kronenbild auffallend. Die äußeren Astpartien sterben ab und es bilden sich büschelartige Nottriebe und Wasserreiser im Kroneninneren. Schließlich lichtet sich die Krone immer weiter aus, Rindennekrosen treten auf und der Baum stirbt ab. Wissenschaftliche Studien kamen zu der Schlussfolgerung, dass die Gewöhnliche Esche in den kommenden Jahrzehnten in Europa vermutlich weitestgehend aussterben wird. Komplexe Ökosysteme, in denen die Esche seit Jahrtausenden eingebunden ist, sind in Gefahr.

Bildquelle: Christoph Michels, Dipl. Forstwirt