Keine Baumart besitzt weltweit einen derart hohen Bekanntheitsgrad wie der Ginkgo. Seine unverwechselbaren, fächerförmig zweigeteilten Blätter symbolisieren stets positive Eigenschaften wie Lebensfreude, Frieden, Freundschaft, Umweltschutz und Fruchtbarkeit. In China und Japan wird der Ginkgo seit Jahrhunderten als heiliger Baum verehrt. Für die Japaner stellt die Baumart ein Zeichen der Hoffnung dar. Nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima starben im Epizentrum fast alle Pflanzen ab. Die überlebenden Bäume werden in Japan „Hibakujumoku“ genannt. Sechs abgebrannte Ginkgos, unter anderem ein Exemplar an der Tempelanlage Hosen-ji und eines im Shukkeien-Garten, trieben im darauffolgenden Frühjahr wieder aus.
Der Ginkgo ist die einzige heute noch lebende (rezente) Art in der Klasse der Ginkgopflanzen und gehört daher weder zu den Laub- noch zu den Nadelbäumen. Schon vor 290 Millionen Jahren entwickelten sich die ersten Ginkgogewächse, die bereits im Zeitalter des Jura mit vermutlich mehr als 100 Arten über alle damals bestehenden Kontinente verbreitet waren. Die Baumart Ginkgo biloba ist seit 65 Millionen Jahren bekannt und wird daher auch als „lebendes Fossil“ bezeichnet.
Die natürliche Heimat der heute verbreiteten Ginkgos wird entlang des Stromes Jangtsekiang in China vermutet. Ab etwa 1000 n. Chr. gelangte die Baumart von China aus nach Korea und Japan. Der Ginkgo galt bei den Europäern lange Zeit als ausgestorben bis ihn der deutsche Japanforscher Engelbert Kaempfer in Japan 1691 wiederentdeckte. Im Jahr 1727 gelangten von Japan aus die ersten Ginkgo-Pflanzen wieder nach Europa in den Botanischen Garten Utrecht zurück. Als möglicherweise ältester Ginkgo Deutschlands zählt der Baum im Frankfurter Stadtteil Rödelheim, der angeblich um 1750 gepflanzt wurde.
Die gegen Luftschadstoffe, Insekten und Pilze unempfindliche Bauart kann ein Alter von über 1000 Jahren erreichen, in China steht in der Provinz Shandong ein Exemplar, das älter als 3000 Jahre sein soll. Da die Samen essbar sind, wird der Ginkgo in China seit über 3000 Jahren kultiviert. In Japan gibt es zahlreiche bis zu 1000 Jahre alte Naturdenkmäler, die als heilige Bäume häufig an Tempeln gepflanzt wurden und inzwischen als Wahrzeichen für Dörfer und Städte gelten.
Die sommergrüne Baumart wächst in der Jugend auffallend geradschaftig und schlank in die Höhe. Seine anfangs spärlich wirkende lichte Beastung wird im Laufe der Jahre immer dichter. Altbäume können eine mächtige Krone erreichen. Die im Sommer maigrünen Blätter verfärben sich im Herbst in ein leuchtendgelbes Laub. Der Ginkgo ist zweihäusig getrenntgeschlechtig, es gibt männliche und weibliche Bäume. Er wird in Europa überwiegend als Zierbaum oder auch als Straßenbaum gepflanzt. Das Fruchtfleisch der weiblichen mirabellenähnlichen Früchte riecht jedoch unangenehm nach Buttersäure, daher werden in Europa überwiegend männliche Pflanzen aus Stecklingen verwendet. In den asiatischen Ländern ist es jedoch umgekehrt, dort werden die Bäume als Nutzpflanzen zur Gewinnung der essbaren Samen kultiviert. Den Blättern des Ginkgos werden vIELFÄLTIG heilende Kräfte in der Medizin zugeschrieben. In den USA und in Südfrankreich wird die Baumart inzwischen in Plantagen zur Ernte der Blätter angebaut.
Die eigentümliche Schreibweise des Botanischen Namens rührt von einem Fehler Kaempfers bei der Übersetzung der chinesischen und japanischen Schriftzeichen her. Die Kombination der japanischen Schriftzeichen „gin = Silber“ und „kyō = Aprikose“ ergibt die Bezeichnung Ginkyō. Heute ist der Name Ginkgo jedoch unveränderbarer Bestandteil der botanischen Nomenklatur.