Die in Italien, Griechenland, dem Balkan, der Türkei und den Mittelmeerländern des Nahen Ostens beheimatete Morgenländische Platane wurde vermutlich erst im 16. oder 17. Jahrhundert in Mitteleuropa eingeführt. Nach dem „Hortus Kewensis“, einem Katalog des berühmten Royal Botanic Garden in Kew (London), wurde die Morgenländische Platane im Jahr 1548 in England eingeführt.
Bereits in der Kreidezeit und im Tertiär war die Gattung der Platanen mit mehreren Arten in ganz Europa verbreitet, wurde jedoch in Mittel- und Nordeuropa durch das Eiszeitalter des Quartärs verdrängt.
Die Morgenländische Platane kommt in ihrer Heimat als fluss- und gewässerbegleitende Baumart auf tiefgründigen und nährstoffreichen grundwassernahen Auen-Standorten vor. Mit Ausnahme der Kretischen Platane (Platanus orientalis var. cretica), einer sehr seltenen immergrünen Varietät auf Kreta, ist sie ein sommergrüner Laubbaum, der Höhen bis zu 30 m erreichen kann. Die Blätter sind im Gegensatz zu denen der Amerikanischen und der Hybrid-Platane tief gelappt. Der mittlere der fünf bis sieben Blattlappen ist deutlich länger als er breit ist. Ihre kugeligen Früchte hängen zu drei bis sechs Stück an einem gemeinsamen Stiel. Sie bildet eine breit ausladende Krone, häufig mit waagerecht streichenden Ästen aus.
In Südeuropa wird sie oft als Alleebaum angepflanzt, in Deutschland ist die Baumart immer noch sehr selten und nur vereinzelt in Parkanlagen anzutreffen. Die Morgenländische Platane kann ein sehr hohes Alter erreichen. Es soll Bäume mit einem Alter von über 2500 Jahren geben. Bei der griechischen Stadt Kalavryta gibt es eine zweistämmige Platane mit dem Namen „Plataniotissa“, die der Legende nach bereits im Jahre 352 n. Chr. dort gestanden haben soll und heute einen Stammumfang von mehr als 15 m hat. Im hohlen Inneren des Baumes ist eine kleine Kapelle eingebaut.
Im antiken Griechenland war die Morgenländische Platane weitverbreitet. Sie wurde dort als Schattenspender sehr geschätzt, schon die Philosophen der Antike unterrichteten unter den Bäumen. Auch in der griechischen Mythologie spielen Platanen eine große Rolle. Nahe der Stadt Gortyn auf Kreta soll Zeus die Hochzeitsnacht mit Europa unter einer immergrünen Kretischen Platane verbracht haben. Von Griechenland aus soll die Morgenländische Platane zu Zeiten des römischen Reiches nach Italien gelangt sein.
Die wärmeliebende Baumart ist bei der Neuanpflanzung frostempfindlich, ältere Bäume haben jedoch eine Frosthärte, die für Mitteleuropa ausreichend ist. Als hitzeresistente Baumart wäre sie in Hinblick auf die klimatischen Veränderungen für Mitteleuropa sehr interessant, wenn sie nicht von einigen, teilweise tödlich verlaufenden Pilzkrankheiten befallen würde.

Bildquelle: Christoph Michels, Dipl. Forstwirt