Die Gattung der Buchen ist mit etwa 10 Arten in der nördlichen gemäßigten Zone Europas, Asiens und Nordamerikas vertreten. Die Rot-Buche ist die einzige natürlich verbreitete Art in Deutschland. Ihr Verbreitungsgebiet ist durch ein gemäßigtes, atlantisch beeinflusstes Klima geprägt. Sie kommt in West- und Mitteleuropa sowie in den montanen Lagen Südeuropas natürlich vor. Im Osten und Norden Europas wir Ihr Vorkommen durch niedrige Temperaturen und Spätfröste begrenzt.
Bereits im Tertiär war die Gattung der Buchen in Mitteleuropa verbreitet, unter anderem konnte sie in den Sedimenten der Niederrheinischen Bucht nachgewiesen werden. Vor etwa 2 Millionen Jahren entstand die in der heutigen Zeit lebende Rot-Buche. In der letzten Kaltzeit wurde sie nördlich der Alpen verdrängt und überdauerte diesen Zeitraum in Refugien Süditaliens und des östlichen Südeuropas. Nach der letzten Kaltzeit kehrte die Rot-Buche etwa vor 14000 Jahren von Südeuropa über den Balkan nach Mitteleuropa zurück. Von Süden kommend erreichte sie vor etwa 8000 Jahren die Alpen und schließlich vor etwa 4000 Jahren die nord- und ostdeutschen Gebiete.
Die Rot-Buche kann Höhen von bis zu 45 m und ein Alter von 300-400 Jahren erreichen, wird in Einzelfällen jedoch auch älter. In den oberösterreichischen Kalkalpen hat ein italienisches Forscherteam einen durch jahrhundertelangen Kampf gegen klimatische Extreme geprägten Baum mit einem Alter von 547 Jahren entdecken können.
Der sommergrüne Laubbaum hat frischgrün austreibende Blätter, die im Sommer auf der Blattoberseite dunkelgrün werden. Im Herbst verfärbt sich das Laub in den Farbtönen zwischen Gelb, Orange und Rotbraun. Im Winter bleiben die vertrockneten Blätter mitunter lange an den Zweigen haften. Die schnittverträgliche Baumart wird gerne als Heckenpflanze verwendet, ihre lang anhaftendes Laub macht die Hecken auch im Winter blickdicht. In Landschaften wie dem Monschauer Heckenland werden diese Eigenschaften seit mindestens dem 17. Jahrhundert genutzt. Um die Häuser und Höfe auf den baumlosen Eifelhochflächen gegen die eisigen Westwinde im Winter zu schützen, wurden spektakuläre, teilweise bis zu 10 m hohe Windschutzhecken aus der Rot-Buche angelegt. Daneben wurden dort auch zahlreiche Flurhecken zur Einfriedung der Äcker und Felder gepflanzt.
Von der Rot-Buche gibt es einige Kulturformen, die sich im Wuchs, der Farbe und der Form des Laubes unterscheiden. Einige der schönsten Exemplare des Landes werden auf den folgenden Seiten beschrieben.
Der Name der Baumart bezieht sich nicht, wie häufig angenommen, auf die Farbe des Laubes, sondern auf die rötliche Färbung des Holzes nach der Verarbeitung. Das feinporige und harte Holz findet vielfältige Verwendungsmöglichkeiten. Es wird für Möbel, Parkette, harte Haushaltsgegenstände wie Kochlöffel und Wäscheklammern, Spielzeuge, Schnitt- und Furnierholz aber auch Industrie- und Brennholz verwendet. Etwa 1/6 des gesamten Holzeinschlages Deutschlands stammt von der Rotbuche.
Bis ins hohe Alter hat sie eine graue, dünne und glatte Rinde, in der sich häufig Liebespaare durch das Einritzen von Herzen und Initialen verewigen. Ihre von September bis Oktober reifenden Früchte dienen zahlreichen Vögeln und Säugetieren als Nahrung. Die Tiere sorgen mit der Einlagerung der dreikantigen Bucheckern in Nahrungsverstecke für eine Verbreitung der Samen.
Die Rot-Buche ist nach der letzten Waldinventur im Jahr 2014 mit einem Anteil von etwa 19 % der häufigste Laubbaum in den Nordrhein-Westfälischen Wäldern. Auf den meisten Standorten Mitteleuropas würde sie das natürliche Endstadium, die sogenannte Klimaxwald-Gesellschaft bilden und wird daher auch als „Mutter des Waldes“ bezeichnet. Sie bevorzugt nährstoffreiche, feuchte und tiefgründige Lehmböden, wächst aber auf fast allen mittleren Standorten. Lediglich staunasse, überschwemmte und sehr trockene Böden sowie Hochgebirgslagen begrenzen ihren natürlichen Lebensraum.
Obwohl sie in der Jugend kein schnelles Wachstum vorlegt, kann sie sich durch ihre Schattenfestigkeit im Waldbestand sehr gut durchsetzen. Selbst bei schlechten Lichtverhältnissen gelingt es ihr, sich im Unterstand zu behaupten. Sobald sie sich einen Raum im Kronenbereich erkämpft hat, setzt sie sich auf geeigneten Standorten gegen die meisten Baumarten durch. Mit ihrem dichten Laubwerk verdrängt sie durch Lichtentzug jegliche Konkurrenz unter Ihrer Krone.
Hätte der Mensch nicht in die Baumartenzusammensetzung der natürlichen Wälder eingegriffen, würde die Rot-Buche bis heute vermutlich die Waldgesellschaften Mitteleuropas dominieren. Es ist jedoch auch davon auszugehen, dass sich die Baumart gerade durch die Unterstützung des Menschen rasch verbreiten konnte. Als die Rot-Buche nach den Kaltzeiten des Quartärs wieder über die Alpen nach Mitteleuropa vordrang, waren alle Flächen bereits mit Baumarten, die sich schneller ausbreiten konnten, dicht bewaldet. Die vielfältigen Eingriffe des Menschen in die Struktur der Wälder schufen Freiräume und bereiteten ihr günstige Voraussetzungen für Ihre Verbreitung vor. Andererseits führte die großflächige Übernutzung der Laubwälder bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts dazu, dass die Rot-Buche wieder aus den Wäldern verschwand und durch andere Baumarten wie die Fichte ersetzt wurde. Natürliche Rot-Buchen-Urwälder gibt es in Deutschland durch die seit Jahrtausenden andauernde menschliche Einflussnahme nicht mehr.
Im innerstädtischen Raum sterben Rot-Buchen häufig durch menschliche Eingriffe. Ihre dünne Rinde verträgt die Entfernung des schützenden Nachbarbaumes nicht. Auf eine plötzliche Freistellung reagiert sie wie wir Menschen mit einem Sonnenbrand. Die Beschädigung des Wurzelwerks und der Rinde ist häufig die Ursache für die Ausbreitung holzzersetzender Pilze. Werden die Wurzeln durch Grabungsarbeiten oder das Befahren mit schweren Maschinen beschädigt, sterben die Bäume oftmals innerhalb weniger Jahre ab. Die Rot-Buche toleriert ebenfalls keine Boden-Aufschüttungen im Wurzelbereich.
Die neuen klimatischen Veränderungen sind jedoch im Hinblick auf den Fortbestand der Rot-Buche besorgniserregend. In Deutschland wird der notwendige Mindest-Jahresniederschlag von etwa 500 mm seit dem Jahr 2018 in einigen Gebieten deutlich unterschritten. Der vorhandene Baumbestand hat sich in den letzten Jahrzehnten und teilweise Jahrhunderten mit höheren Niederschlagsmengen entwickelt und dementsprechend das Verhältnis von Blatt- zu Wurzelmasse ausgebildet. Die Rot-Buche ist nicht in der Lage, mit einer Reduktion der Kronenmasse auf den Wassermangel zu reagieren und vertrocknet daher auf vielen Flächen. Sie wird sich auf Dauer nur in Wuchsgebieten mit einem ausreichenden Jahresniederschlag und kurzen Trockenzeiten halten können.

Bildquelle: Christoph Michels, Dipl. Forstwirt